Einige Anmerkungen zum Zapsu-Artikel

Einige Anmerkungen zum Zapsu-Artikel

24 July 2006

Von Stefan Hibbeler  / İstanbul Post

In den vergangenen zwei Wochen erreichte Cüneyd Zapsu eine Spitzenstellung auf der politischen Tagesordnung. Der Geschäftsmann, der seine Unternehmungen seinem Bruder übergab, um zu einem der wichtigsten Berater von Ministerpräsident Erdogan zu werden, war bereits zuvor gelegentlich in die Kritik geraten. Die Nachricht über Gespräche, die er mit vier Botschaftern am vergangenen Donnerstag führte, haben neue Diskussionen ausgelöst. Und diese Diskussionen – so wie die vorangegangenen – spielt sich zwar immer wieder auch auf einer sachlichen, häufiger jedoch – insbesondere wenn man im Internet zum Namen “Zapsu” recherchiert – auf einem polemisch-beleidigendem Niveau ab. Zahlreiche Vorwürfe werden gegen ihn erhoben. Weil er väterlicherseits kurdischer Abstammung ist, werfen ihm manche Verschwörungstheoretiker vor, an der Spaltung der Türkei zu arbeiten. Aufgrund der aktuellen Krise der Absatzorganisation für Haselnüsse “Fiskobirlik” wird ihm vorgeworfen, er habe Ministerpräsident Erdogan zugunsten seiner Geschäftsinteressen beeinflußt. Bereits im Frühjahr wurde ihm übel genommen, als er auf einer Veranstaltung in den USA erklärte, dass man, statt an der Demontage von Ministerpräsident Erdogan zu arbeiten, ihn doch lieber “benutzen” solle. Folgt man dem Artikel von Can Dündar, so hat sich Zapsu selbst benutzen lassen und seine Beziehungen Ministerpräsident Erdogan zur Verfügung gestellt. Als Cüneyd Zapsu in einem Gespräch mit den deutschen Journalisten in Istanbul im vergangenen Juni auf den “Volkslaizismus” hinwies, wurde auch schnell deutlich, dass er nicht zu denjenigen gehört, die mit Religion Politik zu machen suchen. Er hatte gemeint, dass das türkische Volk ohnehin Dogmatismus nicht akzeptiere und eine eigene Form der Religionsausübung gefunden habe: Nicht jeder besucht das Freitagsgebet, gleichwohl befolgen die meisten das Fastengebot des Ramazans… Als Cüneyd Bey davon sprach, machte er nicht den Eindruck, unglücklich darüber zu sein… Die Diskussionen in der vergangenen Woche müssen ihm zugesetzt haben. Schnell hatten sich den bissigen Pressekommentaren auch Parteifreunde angeschlossen. Gerüchteweise hieß es, er wolle sich beurlauben lassen. Doch wie bereits zuvor stellte sich Tayyip Erdogan ausdrücklich hinter ihn. Und so gehört er weiter zu den Schlüsselfiguren, die das Netzwe werk vorbereiten, in dem sich politische Entscheidungsprozesse vollziehen…

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